

6. Symphoniekonzert - Grausam, hold und inbrünstig - Emilie Mayer Retrospektive
Brandenburger Theater, Brandenburg an der Havel
01.04.2023
EMILIE MAYER RETROSPEKTIVE
SYMPHONIEKONZERT NR. 6
GRAUSAM, HOLD UND INBRÜNSTIG
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Ouvertüre aus Don Giovanni
Crudele! - Arie der Donna Anna aus Don Giovanni
Zwischenaktmusik zum Schauspiel Thamos
Konzertarie Schon lacht der holde Frühling K. 580
2. Akt - Arie der Königin der Nacht aus Die Zauberflöte
EMILIE MAYER
Symphonie Nr. 5/7 (35)
Dirigat: Anna-Maria Helsing
Sopran: Natallia Baldus
Moderation (Klassik für Neugierige): Alexander Busche
Zwei Formen des Hochdramatischen bietet dieses Symphoniekonzert in seiner Programmauswahl: Die erste befasst sich mit der männlichen Sicht auf die Gefühlsausbrüche und Emotionen des weiblichen Geschlechts, die andere bietet die musikalische Offenbarung der eigenen, weiblichen Gefühlswelt.
Und, oh Wunder, wir erkennen deutliche Unterschiede! Mozart charakterisiert die Frau als tobendes Weib mit fast schon grausam keifenden Spitzentönen vor allem in Form der Königin der Nacht seiner Zauberflöte oder stellt sie in Form der holden Tugendhaften als das absolute Gegenteil dar, den Frühling fast ebenso grausam süß besingend. Emilie Mayer belegt dagegen in ihrer 7. Symphonie, wie facettenreich und vielseitig der weibliche Blick auf musikalische Emotionsausbrüche und deren kompositorischen Ausdruck sein kann. Die Symphonie in f-Moll war tatsächlich Mayers siebte Symphonie. Sie wird heute aber aufgrund der Tatsache, dass ihre fünfte verschollen ist und beide Werke von ihr persönlich nicht mit Ordnungsnummern versehen wurde, auch gerne mit 5. Symphonie betitelt. Wie auch immer: Hier beherrscht eine inbrünstige Dramatik das von Verve und Finesse geprägte Werk einer Komponistin, die Originalität, Experimentierfreude und Unabhängigkeit nicht nur lebt, sondern auch in Noten zu Papier bringt.
Und wieder der Vergleich zu Beethoven, der an dieser Stelle durchaus durch den zu Mozart ergänzt werden dürfte. Denn 1850 schon lobt die ´Neue Zeitschrift für Musik´ die ´zuweilen an Beethoven erinnernde, doch deshalb keineswegs unselbstständige Erfindung´ Emilie Mayers.
Als eine von zwei Botschafterinnen dieser beiden unterschiedlichen Sichtweisen auf ein- und dasselbe Subjekt fungiert die Sopranistin Natallia Baldus. Sie sorgt mit ihrem weichen und überaus fein geführten Sopran dafür, dass die Spitzentöne der von ihr interpretierten Arien auf wunderbare Weise relativiert und mit Inhalt gefüllt werden.
Anna-Maria Helsing am Pult der Brandenburger Symphoniker wird für die angemessene Entsprechung in der Interpretation sorgen in den symphonischen Teilen des Programms ebenso wie bei der musikalischen Begleitung der Arien.
Veranstaltungsort
Brandenburger TheaterGrabenstraße 14
14776 Brandenburg an der Havel